Albrecht, Brües, Ebers, Seegers, Huhnen, Luther und Co.

Auf der Internetseite der Stadt Krefeld ist es zu lesen: »Stiftungen haben in Krefeld eine lange Tradition. Schon im Jahr 1760 wurde beispielweise die ›Von-der-Leyen’sche-Stiftung‹ zur Unterstützung notdürftiger Mitglieder der Krefelder Mennonitengemeinde gegründet und 1825 als gemeinnützig anerkannt«. Überwiegendes Ziel der Stiftungen ist dabei die »Förderung sozialer Zwecke«, was Sinn macht in Anbetracht der zunehmenden Kluft zwischen Arm und Reich. Immer wieder kommt es aber auch zu Schenkungen, deren Ziel in einer Förderung kultureller Zwecke begründet ist. So konnte im Juni 2012 das ehemalige Wohnhaus des Krefelder Schriftstellers Otto Brües (* 1897, † 1976) als Folge einer Schenkung seiner 2009 verstorbenen Tochter, der Kunsthistorikerin Dr. Eva Brües, als Niederrheinisches Literaturhaus eröffnet werden. Und seit 1997, anlässlich der 100-Jahr-Feier des Kaiser Wilhelm Museums, unterstützt die Heinz und Marianne Ebers-Stiftung, gegründet durch Marianne Ebers in Erinnerung an ihren Mann, den Krefelder Unternehmer Heinz Ebers, die Kunstmuseen Krefeld bei der Erweiterung ihrer Bestände. Ein Glücksfall für die Stadt, wo der eigene Ankaufsetat der Institution kaum Spielraum für den Erwerb von Kunst erlaubt. Insgesamt 56 Werke sind bis heute (2014) in die Sammlung aufgenommen worden.

Doch Stiftungen bereichern die Kultur in Krefeld auch noch auf andere Art. So findet sich im Stadtarchiv Krefeld eine Schenkungsurkunde der Eheleute Johanna und Willy Meyer über ein Konvolut von 50 Gemälden aus dem Kreis der »Künstlergruppe 45« für die Stadt Krefeld. Verbunden mit der dann 1997 vollzogenen Übergabe der Werke, darunter Arbeiten von Bigenwald, Brauer, Cladders, Fünders, Huhnen, Klos, Strater, Strauch und Herbert Zangs, ist ihre mindestens 25jährige Präsentation in einem Sitzungssaal des Rathauses. Meyer, langjähriger Leiter des Jugendamtes, ermöglicht durch diese Schenkung zumindest einen kleinen Blick auf die künstlerische Tradition von Krefeld, die aufgrund geringerer Bekanntheit mehr und mehr in Vergessenheit zu geraten droht.

Kunst und Krefeld e.V.

Dem entgegenzuwirken fühlt sich auch der Verein »Kunst und Krefeld e.V.« verpflichtet. Seit 2004 steht er »bildenden Künstlern, ihren Erben, Sammlern und Freunden offen, soweit sie dem Raum Krefeld verbunden sind« (Infoflyer 2009). Neben der Ausrichtung zahlreicher Werkpräsentationen liegt die Besonderheit des Vereins in der Möglichkeit, als Rechtsträger gemeinnützige Stiftungen von Künstlern aufzunehmen. Schon 2005 wird so der künstlerische Nachlass von Hellmut Seegers, Maler und Grafiker aus Krefeld, durch seine Witwe dem Verein übergeben, gekoppelt an eine umfangreiche Ausstellung 2006 sowie eine Publikation zum Werk des Künstlers. 2009 folgt dann die Aufnahme einer Figurengruppe von Hans-Joachim Albrecht als Stiftung in den Verein Kunst & Krefeld. Albrecht, von 1967 bis 2000 Dozent/Gründungsdekan/Professor an der Hochschule Niederrhein Krefeld (früher Werkkunstschule), ist mit verschiedenen Skulpturen im öffentlichen Raum Krefelds vertreten. Ein Jahr später, 2010 wird die Wilhelm-Holzhausen-Stiftung Bestandteil des Vereins, benannt nach dem gleichnamigen Maler, der von 1949 bis 1972 als Dozent für Zeichnerische Darstellung an der Werkkunstschule Krefeld tätig ist. Bislang jüngste Stiftung ist die Axel-Vater-Stiftung, die den Nachlass des in Görlitz geborenen und am 5. Juni 2014 in Krefeld verstorbenen Künstlers Axel Vater (https://de.wikipedia.org/wiki/Axel_Vater) Ende 2014 an den Verein übertragen hat.

Adolf-Luther-Stiftung

Jede Form der Stiftung, ob sozialer oder kulturelle Art, ist eine Bereicherung für die Stadt Krefeld, da auf diese Weise das künstlerische Erbe vergangener Zeiten bewahrt wird. Von besonderem Stellenwert ist hier sicherlich auch die 1989 von dem Krefelder Licht- und Objektkünstler Adolf Luther (https://de.wikipedia.org/wiki/Adolf_Luther) (* 1912, † 1990) errichtete und 1990 als gemeinnützige Stiftung des privaten Rechts vom Land NRW anerkannte Adolf-Luther-Stiftung-Krefeld. Die Stiftung mit Sitz in dem ehemaligen Wohn- und Atelierhaus des Künstlers Adolf Luther hat die Aufgabe, die hochkarätige Sammlung mit Schwerpunkt Kunst der 60er Jahre der Öffentlichkeit zugänglich zu machen. Darüber hinaus ist es Ziel der Stiftung, die geistigen Grundlagen der konkreten Kunst seit Beginn der 1950er Jahre zu erforschen, insbesondere im Hinblick auf den diesbezüglichen Stellenwert von Krefeld. Dazu vergibt die Einrichtung seit 1994 einen Förderpreis für junge Künstler, zuletzt 2010 an Julius Popp, und organisiert Ausstellungen, die die konkrete Kunst zum Thema haben. 2012 feierte die Stiftung den 100. Geburtstag ihres Stifters mit diversen Ausstellungsaktivitäten. In diesem Jahr gibt es keinen Preis. Stattdessen steht seit zwei Jahren verstärkt die Förderung wissenschaftlicher Arbeit im Vordergrund, verbunden mit der Herausgabe einer Publikation. Weitere Publikationen, aber auch die erneute Vergabe es Kunstpreises ab ca. 2018 sind geplant.

Die Adolf-Luther-Stiftung ist auch für die Restaurierung der Licht- und Spiegelarbeiten des Künstlers verantwortlich. Dazu zählt u.a. die Pflege der Linsenallee auf dem Ostwall in Krefeld, die 2014 erst um eine Bepflanzung mit weißen Rosen erweitert worden ist. Nach vielen Jahren wurde damit ein seinerzeit von Luther geäußerter Wunsch in die Tat umgesetzt.

Werkangabe:
Helmut Seegers, Labyrinth II, 1997, Öl auf Leinwand, 120 × 100 cm. Verein Kunst und Krefeld. Foto: Hans Joachim Albrecht
Adolf Luther im Atelier, 70er-Jahre. Foto: © Archiv Adolf-Luther-Stiftung, Krefeld

Christian Krausch

Literatur:
Martin Hentschel: Heinz und Marianne Ebers-Stiftung: Eine Sammlung von Format. Krefeld 2011
Magdalena Broska: Paris-Krefeld (1947 bis 1964) Ein Forschungsprojekt der Adolf-Luther-Stiftung, Krefeld. Herausgeber: Adolf-Luther-Stiftung, Krefeld im Pagina Verlag GmbH, Goch