»Thorn-Prikker Ehrenplakette«, »Kunstpreis Krefeld« und »Mies van der Rohe-Stipendium«

Als Johan Thorn-Prikker (* 1886, † 1932) auf Anregung des damaligen Museumsdirektors Friedrich Deneken 1904 an die Kunstgewerbeschule nach Krefeld kommt, ist nicht unbedingt ersichtlich, dass die Stadt ab 1949 in Erinnerung an seine künstlerischen Leistungen einen Preis in Form einer Ehrenplakette ins Leben ruft. Paul Wember, Nachfolger von Deneken und von 1947 bis 1975 leitender Direktor der Kunstmuseen Krefeld, ist Initiator dieser Auszeichnung in Form einer von dem Bildhauer und Medailleur Ludwig Gies (* 1887, † 1966) entwickelten Medaille. Diese wird von nun an (annähernd) regelmäßig alle drei Jahre an Künstler verliehen, deren reifes künstlerisches Gesamtwerk und deren Persönlichkeit im niederrheinischen Raum eine besondere Ehrung rechtfertigen. Erster Preisträger ist der Keramiker Paul Dresler, Gründer der Töpferei Grotenburg in Krefeld und selbst Dozent an der Werkkunstschule. 1952 erhält Ewald Mataré die Ehrenplakette, an dessen Werk nicht nur ein Terrakottarelief im Eingangsbereich des von Hans Poelzig errichteten Wohnhauses für den Krefelder Textilfabrikanten Friedrich Steinert erinnert, sondern auch das bronzene Altarkreuz in Pax Christi aus dem Jahr 1939. 1965 zeichnet die Stadt Krefeld Hein Wimmer mit dem Preis aus, gefolgt von Gustaf Fünders, Gründungsmitglied der »Gruppe 45« und über 30 Jahre Leiter der Fachklasse Glasmalerei, Mosaik und Freskomalerei an der Werkkunstschule Krefeld. Viele Jahre überreicht die Stadt die Plakette an ausgesuchte Künstler, darunter auch Georg Muche, Fritz Huhnen, Joseph Beuys, Adolf Luther und Hans-Joachim Albrecht, wobei sich die Auszeichnung im wahrsten Sinne des Wortes auf die Ehre ohne finanzielle Zuwendung konzentriert.

Krefelder Kunstpreis

Doch parallel zur Thorn-Prikker-Plakette lobt die Stadt Krefeld ab 1949, abermals auf Anregung von Paul Wember, auch einen Kunstpreis für junge Künstler aus, der sowohl die Teilnahme an den seinerzeit regelmäßig stattfindenden Überblicksausstellungen »Niederrheinische Kunst« im Kaiser Wilhelm Museum, als auch ein Preisgeld in Höhe von 2.000 DM beinhaltet. Dabei stößt bei der Bevölkerung die Entscheidung der Jury, Franz Ruffing für sein kubistisch anmutendes Gemälde »Niederrheinische Landschaft« als ersten Preisträger zu benennen, direkt auf wenig Verständnis. Dennoch erhöht der Finanzausschuss die Summe ab 1952 auf 6.000 DM, die von da an unter jeweils drei Künstlern aufgeteilt werden. Von Gertrud Schwarz, Herbert Zangs und Paul Kamper, über Klaus-Peter Noever, Heinz Mack und Adolf Luther bis Detlef Rüscher, Michael Schwarze und vielen anderen, bleibt es bis 1973 bei dieser Summe. Erst anlässlich des Jubiläumsjahrs der Stadt Krefeld und vielleicht auch aufgrund wachsender Kritik an der vergleichsweise kleinen Summe wird das Preisgeld auf 10.000 DM angehoben. Reiner Ruthenbeck, in Krefeld bereits durch seine Teilnahme an der Ausstellung des Museums Haus Lange »Vorstellungen nehmen Formen an« bekannt, ist einer der Preisträger. Ebenso der damals in Mönchengladbach lebende und in Krefeld mit verschiedenen Werken vertretene Bildhauer Ulrich Rückriem. Zugleich wird die Thorn-Prikker-Ehrenplakette in diesem Jubiläumsjahr an Peter Bertlings verliehen, dessen Wandgemälde noch heute zahlreich in Krefelds Stadtbild anzutreffen sind. Mit Michael Badura und Horst Lerche endet dann am 14. Januar 1978 nach 29 Jahren die Ära des »Krefelder Kunstpreises«, der zu den ersten Förderpreisen der Nachkriegsjahre in Deutschland zählt. Grund für die Veränderung ist eine sich inzwischen allgemein wandelnde und ausweitende Kunstszene, die eine Preisvergabe allein innerhalb der niederrheinischen Künstler nicht mehr rechtfertig.

Mies van der Rohe-Stipendium

Im August 1978 aber berichtet die Westdeutsche Zeitung Krefeld schon von einem neuen Kunstpreis-Konzept, das den langjährigen Geldpreis ablösen soll. Und tatsächlich übernimmt 1979 das »Mies van der Rohe-Stipendium« die Förderung jüngerer auch internationaler Künstler, deren Konzepte einen längeren Aufenthalt in Krefeld bedingen. So wird den Stipendiaten sowohl eine Wohn-, als auch Arbeitsmöglichkeit im Haus Esters ermöglicht, verbunden mit einer abschließenden Ausstellung dort oder im benachbarten Haus Lange. Namensgeber für das Stipendium ist der Architekt Ludwig Mies van der Rohe (* 1886, † 1969), dessen Gebäudeensemble an der Wilhelmshofallee seit Mitte der 50er- bzw. 70er Jahre als Museen genutzt werden. Erster Preisträger ist 1982 Nicola de Maria, gefolgt von Norbert Prangenberg und Hubert Kiecol. 1990 irritiert Juan Munoz, der seinerzeit auch an dem Projekt »Skulpturen für Krefeld 2« teilnimmt, mit einer einzelnen kleinen Figur im Haus Lange, das durch diese Intervention selbst Bestandteil der Ausstellung wird. Bis heute sind durch das Stipendium in variierenden Zeitintervallen zahlreiche Künstler nach Krefeld gekommen, darunter 2014 Rossella Biscotti, Jg. 1978, aus Italien deren ortspezifische Installation für Haus Esters sich mit der Geschichte der Textilindustrie auseinandersetzt.

Auf der Website der Krefelder Kunstmuseen sind alle Stipendiaten tabellarisch aufgeführt, gekoppelt an ein detailliertes Ausstellungsarchiv ab dem Jahr 2000. Informationen zu den früheren Kunstpreisträgern der Stadt Krefeld oder Inhabern der Thorn-Prikker Ehrenplakette finden sich hier leider nicht. Schade eigentlich, wo doch alle Auszeichnungen von Anfang an eng an die Krefelder Kunstmuseen und ihre Geschichte gekoppelt sind.

Werkangabe:
Preisverleihung Thorn-Prikker-Plakette an Ewald Mataré (rechts) und Kunstpreis an Herbert Zangs (dritter v.r.) Gertrud Schwarze (vierte v.r.) und Walter Breker (fünfter v.r.) 1952. Foto: Kunstmuseen Krefeld
Juan Muñoz, Krefeld Dwarf, 1989, Bronze, 85 × 44 × 32 cm, Edition 1/1. Foto: Volker Döhne, Kunstmuseen Krefeld

Christian Krausch

Literatur:
Stadtarchiv Krefeld, Zeitungsausschnittmappe mit zahlreichen Pressestimmen ab 1949 zur Thorn-Prikker-Plakette und zum Kunstpreis Krefeld. Signatur: ZA 1048