Eine großzügige Schenkung an die Bürgerschaft

Im Stadtwald, 2014. Foto: Ralf Janowski
Im Stadtwald, 2014. Foto: Ralf Janowski

In den Jahren nach der Jahrhundertwende bis zum ersten Weltkrieg entstanden in Krefeld die ersten großen Grünanlagen. Bis zu diesem Zeitpunkt hatte man vor allem Anlagen geschaffen, die das Stadtbild verschönern sollten, wie Allen und Plätze. Nun kam ein weiterer Aspekt dazu – den Bürgern sollten Naherholungsgebiete zur Verfügung gestellt werden. Neben dem Südpark, der zwischen Forstwald und den damaligen Deutschen Edelstahlwerken lag, entstand auch der Waldpark Stadtwald.

Er geht auf eine Schenkung des Seidenfabrikanten Wilhelm Deuß (3. Juli 1827 bis 22. Dezember 1911) zurück. Deuß kaufte für 100.000 Mark ein 35 Hektar großes Gelände in dem Waldareal Bockumer Busch. Dies schenkte er zusammen mit einem Geldbetrag von 20.000 Mark anlässlich seines 70. Geburtstag der Stadt Krefeld, um daraus eine Naherholungsanlage für die Bürgerschaft zu schaffen. Das mit Buchen, Eichen und anderem Nutzgehölz bestandene Gebiet wurde daraufhin umgestaltet. Für diese Arbeiten genehmigte die Stadtverordnetenversammlung noch weitere 150.000 Mark, um die erforderlichen Arbeiten finanzieren zu können.

Die Stadtwaldwiese, 2014. Foto: Ralf Janowski
Die Stadtwaldwiese, 2014. Foto: Ralf Janowski

Für die Parkgestaltung selbst wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben. Sieger wurde der Düsseldorfer Gartenbauarchitekt Fritz Rosorius, der schon umfangreiche Erweiterungsmöglichkeiten mit einplante. Deuß fügte das Land für diese Planung später seiner Schenkung hinzu. Die Ausführung der Planung übernahm der Kölner Gartenbauer Fritz Encke. Ein Wegenetz entstand, neue Rasenanlagen wurden angelegt, wie die große Stadtwaldwiese. Die dadurch entstandenen Waldränder wurden mit Gehölzen und Büschen abgepflanzt, um ein gefälliges Gesamtbild zu schaffen. Seit 1902 können die Erholungssuchenden in der Stadtwaldschenke einkehren, die schon 1911 erweitert wurde. Ein 9 Hektar großes Areal des Stadtwaldes wurde zur Anlage der 1913 eingeweihten Pferderennbahn abgetrennt. Dieser Geländeverlust wurde durch einen weiteren Landankauf kompensiert.

Der Stadtwald bietet auch heute noch Raum für zahlreiche Aktivitäten, die große Wiese wird im Sommer gerne von Sonnenhungrigen besucht, die Wasserläufe laden zum Kanufahren ein. Besonders idyllisch ist der große See, mit dem kleinen weißen Tempelchen, dem Deuß-Tempel, der heute noch an den großzügigen Stifter dieser Anlage erinnert.

Elisabeth Kremers