Angewandte Kunst – Entwurf und Gebrauchsgraphik

Heinz von der Way: »Frisches Bier«. Aus dem Katalog Christian Krausch: Heinz von der Way – Malerei und Grafik 1913–1971. Krefelder Kunstverein, 1998. Foto: M. Grünwald. Scan: K. H. Bongartz, © Nachlassverwaltung von der Way, Ursula Altenähr
Heinz von der Way: »Frisches Bier«. Aus dem Katalog Christian Krausch: Heinz von der Way – Malerei und Grafik 1913–1971. Krefelder Kunstverein, 1998. Foto: M. Grünwald. Scan: K. H. Bongartz, © Nachlassverwaltung von der Way, Ursula Altenähr

Ende des 19. Jahrhunderts fanden die kunstgewerblichen und kunstindustriellen Reformbewegungen – der Jugendstil – das Interesse Krefelder Textilfabrikanten. So wurden etwa Entwürfe bekannter Jugendstilkünstler wie Otto Eckmann (1896), Max Laeuger (1900), und Peter Behrens (1901) von der neuen Krefelder Teppichfabrik umgesetzt. Der Bedarf an künstlerisch ausgebildeten Entwerfern führte, gefordert von Fabrikanten und dem Krefelder Museumsdirektor (seit 1897) Dr. Friedrich Deneken, nach Vorstufen, 1904 zur Gründung der Handwerker- und Kunstgewerbeschule. Bedeutendster und einflussreicher Lehrer war der holländische Jugendstilkünstler Johann Thorn Prikker von 1904 bis 1910. Die innovative Ausrichtung dieser Schule wurde durch die Jahrzehnte in verschiedenen Institutionen fortgesetzt. Es entstanden auch Neugründungen, so lehrte der Bauhausmeister Johannes Itten an der 1932 eingerichteten Flächenkunstschule. Aus diesen Schulen gingen Entwerfer und Gebrauchsgrafiker hervor, die für die Krefelder Industrie auf verschiedenen Feldern wichtig wurden, die daneben aber oft auch ein malerisches Werk schufen. Als Beispiele aus zwei verschiedenen Epochen werden hier zwei eigenwillige Vertreter der angewandten Kunst vorgestellt.

Heinz von der Way (1888 bis 1973) besuchte 1905 bis 1909 die Kunstgewerbeschule, u.a. als Schüler von Thorn Prikker. Unter dessen Einfluss schuf er Textilen, wie z,B, Batiken beschäftigte sich aber auch intensiv mit Schrift, entwarf danach selbständig Signets, Messe- und Ausstellungsstände, gestaltete Schaufenster und malte Portraits. Wichtig für seine weitere Arbeit wurde der Eintritt in den Bund Deutscher Gebrauchsgraphiker (1921), dort war er seit 1925 Vorsitzender des Deutschen Reklamebundes. Gleichzeitig gründete er die Niederrheingruppe des Vorläufers des heutigen Berufsverbandes Bildender Künstler und regte beim Oberbürgermeister Dr. Johansen den Bau der bis heute erhaltenen Atelierwohnungen in der Windmühlenstraße an, wo er selbst auch bis 1957 lebte.

Hermann Kampendonk, Stoffentwurf, Tempera, 50er Jahre. © Nachlass Hermann Kampendonk
Hermann Kampendonk, Stoffentwurf, Tempera, 50er Jahre. © Nachlass Hermann Kampendonk

Eine wirklich eigene Handschrift entwickelte er nach 1929, als er für seine »naturalistischen Sachdarstellungen« (Eigenwerbung), insbesondere die Bierreklamen mit dem appetitlich beschlagenen Bierglas, die künstlerischen Mittel der Neuen Sachlichkeit anwandte – mit großem Erfolg. Viel später erst trat die Fotografie an die Stelle dieser modernen Stillleben. Als Maler allerdings ging er andere Wege. 1945 wurde von der Way Mitbegründer der Niederrheinischen Künstlergilde und beschäftigte sich in der Folgezeit hauptsächlich mit Malerei, bevorzugt der Landschaftsmalerei, am Niederrhein und auf Reisen.

Hermann Kampendonk (1909 bis 1994) gehörte zur nächsten Generation, begann seine Ausbildung zum Berufsschullehrer im Fach Kunst mit der Lehre als Dekorationsmaler, auf der Kunstgewerbeschule. Danach war er bis 1936 Schüler der Textil-Flächenkunstschule bei Johannes Itten und Richard Zimmermann – also auf dem neusten Stand der Geschmacksbildung. Er wurde als Gestalter für verschiedene Textilbetriebe in Krefeld tätig, entwarf Möbelstoffe für die Firma Girmes in Oedt, kurz vor Kriegsbeginn Kleiderstoffe für die Firma Braun in Köln.
Nach 1945 arbeite er als freier Künstler und Entwerfer, wieder für Girmes, auch für das Entwurfsatelier Desmond Lewis in Krefeld. Er gestaltete Werbegraphik und Urkunden, machte Textilentwürfe, für Möbel-, Kleider- und Krawattenstoffe, Taschentücher, Bettwäsche und vieles mehr. Zahlreiche Entwürfe für Besteckgriffe, bemalt oder graviert und von ihm selbst für eine Solinger Firma ausgeführt, begleiteten Design von Rosenthal und Villeroy & Boch, daneben entstanden Entwürfe für Glasfenster und Wandgemälde. Seit 1947 stellte er mit der Niederrheinischen Künstlergilde seine Bilder aus.

Beide, von der Way und Kampendonk, schufen sich Dank ihrer Ausbildung und aufgrund der wechselnden Zeitläufte, ein sehr breites Tätigkeitsfeld zwischen Reklame und freier Malerei.

Christine Knupp-Uhlenhaut

Literatur:
Katalog Heinz von der Way Malerei und Grafik 1913–1971, Krefelder Kunstverein, Krefeld 1998
Hermann Kampendonk zum 100 Geburtstag in: »Die Heimat«, Krefelder Jahrbuch, Band 80, 2009