Paul Dresler und die Töpferei »Grootenburg«

Ehemalige Töpferei »Grootenburg«, Krefeld. Foto: Ralf Janowski
Ehemalige Töpferei »Grootenburg«, Krefeld. Foto: Ralf Janowski

Die Töpferei hat am Niederrhein eine lange Tradition, die bis in die Gegenwart der Werkstatt im Fachbereich Keramikdesign der Hochschule Niederrhein reicht, und im Pottbäckermarkt ihren aktuellen populären Ausdruck findet. In alteingesessenen Familien, die von Höfen herkommen, haben sich wunderbare irdene Prunkschalen aus dem 18. und 19. Jahrhundert erhalten, aber in Krefeld und Umgebung werden auch ganz bestimmte Keramiken jüngeren Datums wie Schätze gehütet: Objekte von Paul Dresler mit ihren unverwechselbaren extravaganten Formen, besonderen Farben und Glasuren. Die Töpferei »Grootenburg« entwickelte sich in der Zwischenkriegszeit zu einer Marke, ist in unseren Tagen aber vorwiegend Sammlern noch ein Begriff.

Paul Dresler gilt als einer der bedeutendsten Keramikkünstler seiner Zeit. Er wurde mit der Goldmedaille und dem Grand Prix auf der Weltausstellung 1937 in Paris ausgezeichnet. Als junger Kunststudent hatte er 1910 in München die Ausstellung »Meisterwerke Mohammedanischer Kunst« besucht und war fortan ein glühender Verehrer von deren Formenvielfalt, Farbnuancen und Glasuren, die mit vegetabilen Ornamenten und stilisierten Tier-Zeichnungen bestechen. Er bestand darauf, gekoppelt an die theoretische Ausbildung, das Töpfer-Handwerk von der Pike an zu erlernen.

1913 gründete er dann in Krefeld die Töpferei »Grootenburg«, wo er jenen Vorbildern nacheiferte und seine Zierkeramik ­– Schalen und Vasen, Teller, Tassen, Leuchter und figürliche Arbeiten – zunächst nach persischen, später auch nach japanischen Vorbildern gestaltete. Mit seinem Design gehörte Dresler zu den experimentierfreudigsten Keramikern seiner Zeit.

Töpferei »Grootenburg«, Eingangstor, 2014. Foto: Ralf Janowski
Töpferei »Grootenburg«, Eingangstor, 2014. Foto: Ralf Janowski

Von Sammlern gerühmt wird die große Palette der in der Töpferei »Grootenburg« produzierten grauen Glasuren und ihren schier unendlich variierenden Schattierungen und Farbspielen. Ein Beispiel dafür ist Dreslers Ei-Vase (Steinzeug), ein hellgrauer Scherben, der Mitte der 1930er Jahre entstand. Einzigartig sind auch Dreslers Urwaldglasuren: Die tiefgrünen, rot leuchtenden bis in Dunkle gehenden Farbspiele erreichte der Künstler, in dem er die Keramiken nach dem Schrühbrand mit einer Kupferoxid gefärbten, zinnhaltigen Glasur überbrannte. Durch einen besonderen Abkühlungsprozess entstanden zudem feine bis großflächige Risse auf den Oberflächen, die jedem einzelnen Stück sein eigenes Gepräge geben.

Des Künstlers Reduktionsglasuren wurden auch nach seinem Tod noch in einfachen Ausführungen in der Töpferei »Grootenburg« hergestellt und werden ihm heute im Kunsthandel häufig fälschlicherweise zugeschrieben.

Das Kaiser Wilhelm Museum besitzt eine Sammlung von Dresler-Keramik, die zwischen 300 und 500 Stück umfasst, aber im restaurierten Kaiser Wilhelm Museum nicht in die Dauerausstellung gelangen wird. Da auch die Lagerräume, wie publik wurde, nicht die erhoffte Größe haben werden, bot der Krefelder Galerist Ralph Kleinsimlinghaus an, die Sammlung für 25.000 Euro zu erwerben und in der Villa Goedecke dauerhaft auszustellen. Er regte in diesem Zusammenhang eine Aufarbeitung des Dresler-Werks an. Der Anfang wurde indes schon gemacht, als die erste Werkschau »Paul Dresler und die Töpferei ›Grootenburg‹« im Keramik-Museum Berlin vom 29. August 2010 bis 24. Januar 2011 stattfand.

Irmgard Bernrieder