Alleen und Plätze im Gesamtbild der Stadt
Eine Stadt intensiv zu durchgrünen ist eine relativ neue Idee in der Geschichte der Städte. Im Mittelalter fand man Bäume nur an der Kirche, dem Kirchhof, am Marktplatz und an einem der öffentlichen Brunnen. Erst als die Städte über die Stadtmauern hinaus wuchsen, entstanden Grünanlagen.
In Krefeld war das erst 1738 in der 4. Stadterweiterung der Fall. Eine Fläche neben der neu gebauten Dionysiuskirche wurde mit Lindenreihen bepflanzt. Die Bevölkerung nannte diese erste Grünanlage daraufhin die »Plantage«. Zu Beginn des 19. Jahrhunderts begann eine Zeit, in der die Straßen planmäßig mit Bäumen bepflanzt wurden. Ab 1819 entstanden die Vier Wälle, die heute im Stadtbild noch die alte Wall- und Grabenzone markieren. Auf den Ausbau des Ostwalls wurde dabei besonderer Wert gelegt, der zuerst mit vier Reihen holländischer Linden bepflanzt wurde. In ihrem Schatten konnten die Bürger flanieren.
Ab 1853 baute man diese Grünanlage Stück für Stück aus. Rasenflächen mit Blumenbeeten, im Verbund mit vielen unterschiedlichen Bäumen, sorgten für eine gut gestaltete, abwechslungsreiche Boulevard-Anlage, die nicht nur zum Spazierengehen, sondern auch zum Verweilen einlud. Im Laufe der Zeit entstanden in den Kreuzungsbereichen Denkmäler und Brunnen, die nach dem Zweiten Weltkrieg dem steigenden Verkehrsaufkommen und dem Ausbau der Straßen wieder geopfert wurden.
Besonders reich begrünt wurde das Hohenzollernviertel. Neben den Straßen zeugen auch der Bismarckplatz, der Grafschaftsplatz und der Moltkeplatz von dieser neuen Art des Stadtgrüns. Prachtvolle Grünanlagen fügten sich hier in das großzügig gebaute bürgerliche Viertel ein. Aber auch an anderer Stelle wurden diese Anlagen geschaffen, der Friedrichsplatz und der Alexanderplatz sind Beispiele für diese Entwicklung.
Eine wichtige Rolle in dieser Entwicklung spielte damals der Krefelder Verschönerungsverein, der sich energisch für die Durchgrünung der neu gebauten Viertel einsetzte. Seine Bemühungen wurden von der Stadt gerne aufgegriffen und die Stadtgärtner schufen daraus die Anlagen zum Schmuck und zur Verschönerung der Stadt, lange bevor der ökologische Aspekt dieser Begrünung bekannt war.
In der Stadt ist es für die Bäume inzwischen eng geworden. Gitter schützen sie vor parkenden Autos. Die Bodenverdichtung und die Versorgungsleitungen fügen ihnen immer wieder Schaden zu. Nicht jeder Baum ist »industriefest«. Kastanienbäume sind besonders von den klimatischen Veränderungen betroffen und von Schädlingen befallen, wie z.B. der Miniermotte. Standortgerechte Bäume fallen inzwischen unter eine Baumschutzsatzung, die eine Reduzierung dieser Bäume verhindern soll. Leider können aber nicht alle innerstädtischen Standorte wieder mit Bäumen bepflanzt werden, denn manch junger Baum würde bei den harten Bedingungen in der Stadt heute gar nicht mehr Fuß fassen können.
Elisabeth Kremers