Niederrheinischen Sinfoniker, 2014. © Matthias Stutte
Niederrheinischen Sinfoniker, 2014. © Matthias Stutte

Sinfoniekonzerte haben in Krefeld eine lange Tradition. Sie begannen bereits im 18. Jahrhundert, gefördert von einem musikliebenden Publikum.

Über die Wege des Niederrheins wanderte im 19. Jahrhundert Johannes Brahms mit seinen Krefelder Freunden, den Seidenfabrikanten von der Leyen und von Beckerath. Mit ihnen hat der Komponist auch in ihren Häusern musiziert.

Am 9. Juni 1902 fand im Rahmen des 38. Tonkünstlerfestes in Krefeld, Ausgangspunkt des musikalischen Lebens der Stadt, die Uraufführung der III. Symphonie von Gustav Mahler statt. Das Konzert mit der »Krefelder Städtischen Kapelle« und dem Gürzenich Orchester Köln wurde ein triumphaler Erfolg. Zudem verfügte die Stadt bis in die 30er Jahre des 20. Jahrhunderts über ein Konservatorium, an dem viele Musiker ausgebildet wurden.

Bereits bald nach dem Zweiten Weltkrieg setzte das musikalische Leben in der Stadt wieder ein, die Königsburg wurde zum Konzertsaal. Dahin kamen in den 50er und 60er Jahren viele Künstler von Weltrang nach Krefeld, darunter die Pianisten Edwin Fischer, Wilhelm Backhaus, Claudio Arrau, Alfred Cortot, Wilhelm Kempff, die Pianistin Elly Ney mehrfach; die Geiger Wolfgang Schneiderhan und Henryk Szering wie Nathan Milstein, der Bariton Dietrich Fischer-Dieskau, die Sopranistin Astrid Varnay und im Laufe der Konzerte noch viele andere bedeutende Musiker und Musikerinnen. Als Gast-Orchester kamen u.a. die Unganrischen Philharmoniker in die Stadt.

Seit 1990 trägt das städtische Orchester den Namen »Niederrheinische Sinfoniker«. Es bespielt die Häuser des Theaters Krefeld/Mönchengladbach, gibt in der Saison jeweils in beiden Städten Sinfoniekonzerte, ergänzt durch jeweils zwei Chorkonzerte. Einzelne Musiker des Orchesters finden sich zu Kammermusikensembles unterschiedlicher Instrumentenkombinationen zusammen und musizieren im Foyer des Theaters und in der Mediothek.

Unter der Leitung der verschiedenen Generalmusikdirektoren (von denen einige von Krefeld aus in die internationale Musikszene aufbrachen wie z.B. Lothar Zagrosek und Yakov Kreizberg), Romanus Hubertus (1950 bis 1969); Robert Satanowski (1969 bis 1976); Lothar Zagrosek (1977 bis 1982); Reinhold Schwarz (1982 bis 1988); Yakov Kreizberg (1988 bis 1994), Anthony Bramall (1995 bis 2002) und Graham Jackson (2002 bis 2012), entwickelte sich ein spannendes Konzertprogramm, das die Musik des klassischen und romantischen Repertoires mit dem des 20. und 21.Jahrhunderts verknüpft.

Als Beispiel für die Idee der Vielfalt seien einige Konzerte genannt. So erklangen im Mai 1996 die »Sinfonie mit dem Paukenschlag« von Joseph Haydn, der »Hortus Magicus« des zeitgenössischen Komponisten Volker David Kirchner und die Symphonie d-Moll von César Franck unter der Leitung von Anthony Bramall, ein Beispiel gelungener Überzeugungskraft orchestral integrierter Klangwelten. So auch 2003 mit der Aufführung von »Circulation« von Ulrich Wagner, der bis 2002 als Komponist und Dirigent am Krefelder Theater wirkte, Mozarts Klavierkonzert B-Dur und dem »Konzert für Orchester« von Witold Lutoslawski. Graham Jackson griff mit der Interpretation der Symphonie Nr. 6 a-Moll, »Die Tragische«, von Gustav Mahler auf jene spannungsreiche, den sinfonischen Stil bis an seine Grenzen treibende Orchesterklangwelt zurück, um durch die Brüche in der Musik die Unwägbarkeiten des Lebens zum Ausdruck zu bringen. Diese sind allgegenwärtig in der Musik. Auch Mihkel Kütson ist der Vielfalt der Erscheinungsformen der Musik verpflichtet. Mahler, Britten, Beethoven, Vasks, Mendelssohn, Brahms, Schostakowitsch, Mozart, Sibelius, Richard Strauss sind nur ein Teil des sinfonischen Abenteuers.

Kinderkonzerte wie z.B. »Kitos kleine Reise in den Orient« und Schulkonzerte wie »Der Karneval der Tiere« von Camille Saint-Saens für die Kleinen oder eine moderierte Probe zu Jennifer Higdons Schlagzeugkonzert suchen ein junges Publikum für die musikalischen Klangabenteuer zu begeistern.

Ute Büchter-Römer

Weitere Informationen:
Heribert Houben: »Dr. Luise Leven. 3. Dezember 1899 bis 17. Juli 1983. Ein Blick in das Krefelder Musikleben in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts.« In »Die Heimat«, Krefelder Jahrbuch, Band 82, 2011.
Heribert Houben: »Die Krefelder Tonkünstler und Musiklehrer und ihre Vereinigungen (1908 bis 1933)«. In »Die Heimat«, Krefelder Jahrbuch, Band 81, 2010.