Ein Vorschlag zur Kunst als öffentlicher Raum

Klaus Gärtner: Installation im Museum Mülheim/Ruhr, 1999. Foto: Klaus Gärtner
Klaus Gärtner: Installation im Museum Mülheim/Ruhr, 1999. Foto: Klaus Gärtner

Klaus Gärtner befasst sich in seiner künstlerischen Arbeit mit der Verwandlung von architektonischen und topografischen Situationen in Skulpturen und raumbezogene Projekte.

Die Arbeitsmaterialien sind neben reinen Skulpturen oder skulpturalen Installationen auch Fotografie, Computeranimationen sowie medial übergreifende Konzepte.

Ein Beispiel solch einer konzeptuellen Arbeit mit architektonischem und topografischen Bezug stellt das Projekt »Museumsfragmente« von 2001 dar. Das Konzept wurde im Zusammenhang mit der Planung der »Krefelder Promenade« entwickelt, einer sich quer durchs ganze Stadtgebiet erstreckenden, etwa 13 km langen multifunktionalen Wege- und Freizeitachse. Die “Krefelder Promenade” soll westlich am Bahnhof Forstwald beginnen, sich überwiegend entlang der Bahntrasse erstrecken, bis sie östlich am Bahnhof Uerdingen bzw. am Rheinufer endet. Das Gesamtprojekt soll über einen Zeitraum von mindestens 20 Jahren realisiert werden.

Lageplan Museumsfragmente an der Promenade. © Klaus Gärtner. Karte: © Stadt Krefeld, der Oberbürgermeister, Vermessungs-und Katasterwesen
Lageplan Museumsfragmente an der Promenade. © Klaus Gärtner. Karte: © Stadt Krefeld, der Oberbürgermeister, Vermessungs-und Katasterwesen

Es ist evident, dass ein überzeugendes künstlerisches Konzept die räumliche und zeitliche Ausdehnung der Promenadenentwicklung zwingend berücksichtigen muss. Ziel war ein prägnantes künstlerisches Gesamtbild der Promenade, das gleichzeitig aber auch offen bleibt für lebendige und aktuelle künstlerische Entwicklungen.

Die Rahmenstruktur des Projekts geht aus von einem durchgeplanten Museumsneubau, basierend auf einer Strukturanalyse der als Museen genutzten Mies-van-der-Rohe-Villen in Krefeld sowie der topografischen Struktur der Promenadenachse selbst.

Das Museum selbst bleibt in der Umsetzung jedoch virtuell. Stattdessen wird es in neun unterschiedliche Teilstrukturen zergliedert, welche dann real in voller Größe und Materialität als einzelne Architekturfragmente nacheinander an geeigneten Stellen entlang der entstehenden »Krefelder Promenade« gebaut werden sollen. Jedes dieser Architekturfragmente soll dann als Andockstation zur Realisierung dauerhaft installierter Arbeiten aus jeweils unterschiedlichen Kunstsparten dienen. Leitidee ist dabei eine Synthese von verschiedensten künstlerischen Medien, Kunstformen und -strategien mit unterschiedlichen räumlichen Kontexten der Stadt.

Resultat dieses langfristig angelegten Prozesses wäre: erstens ein neuartiges Museums- und Sammlungskonzept, welches Kunst zur dauerhaft kommunikativen öffentlichen Angelegenheit macht. Das Projekt kann und soll aus seiner festgelegten konzeptuellen Struktur heraus im Laufe der Zeit ein deutliches Eigenleben entwickeln, auf aktuelle Veränderungen künstlerischer Ansätze reagieren.

Zweitens ein kontextorientiertes Konzept zur Kunst als öffentlicher Raum, welches Kunst als integrativen Bestandteil der Lebensumgebung auffasst. Das Projekt verfolgt damit einen Ansatz zur Schaffung öffentlicher Stadträume mit eigenen inhaltlichen Bedeutungsdimensionen, die über die übliche Reduktion auf bloße Funktionalität hinausweisen.

Klaus Gärtner

Detaillierte Informationen über das Projekt mit Katalogtexten und Abbildungen finden sich auf der Internetseite von Klaus Gärtner unter dem Jahr 2001/Konzept oder im Katalog »Museumsfragmente«: ISBN 3-9803371-1-1, auch auszuleihen in der Mediothek Krefeld