Vom Lesezimmer zur modernen Mediensammlung

Lesesaal der Bücherei an der Friedrichstraße 18, 1904. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 15468-4866
Lesesaal der Bücherei an der Friedrichstraße 18, 1904. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 15468-4866

Dass Krefeld eine Stadtbücherei haben solle, forderte schon 1833 der Krefelder Buchhändler Johann Kramer. Ernsthaft diskutiert wurde diese Forderung aber erst nach 1884 vom Museumsverein, der sich neben der Einrichtung des Kaiser Wilhelm Museums auch für eine öffentliche Bücherei einsetzte. Dieses Engagement trug auch Früchte. 1900 wurde auf der Wilhelmstraße in Haus Nummer 18 ein »Lesezimmer« eröffnet. In der Bürgerschaft kam diese neue kulturelle Einrichtung sehr gut an, denn schon 1904 entstanden Pläne, aus dem Lesesaal eine eigene Stadtbücherei zu machen. Das Gebäude Friedrichstraße 18 wurde als neues Domizil umgebaut und im April 1908 konnte die Stadtbücherei dort ihre Pforten öffnen. Bald gab es eine weitere Bücherei im heutigen Stadtgebiet. Sie wurde 1914 in Uerdingen gegründet und blieb auch nach der kommunalen Neugliederung 1929 bestehen.

Stadtbücherei mit einem Wandrelief von Hubert Brouwer, eröffnet 1962. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 15473
Stadtbücherei mit einem Wandrelief von Hubert Brouwer, eröffnet 1962. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 15473

Die Stadtbücherei blieb bis zum Luftangriff am 22. Juni 1943 in dem Gebäude an der Friedrichstraße, das durch diesen Großangriff zusammen mit einem großen Teil der Stadt in Schutt und Asche gelegte wurde. Nur ein Fünftel der Buchbestände konnte aus den Trümmern gerettet werden. Sie wurden provisorisch in das Kaiser Wilhelm Museum gebracht, das dann bis lange nach dem Krieg die neue Unterkunft der Stadtbücherei wurde. Mit Kriegsende begann auch die Entnazifierung. Diese wirkte sich auch auf die Bücherei aus, da durch das Gesetz Nr. 193 der Alliierten der Verleih von Druckerzeugnissen verboten war. Als die Bestände von nationalsozialistischem Gedankengut gereinigt waren, konnte der Leihverkehr am 15. Oktober 1945 wieder aufgenommen werden. Der Andrang aus der Bevölkerung war so groß, dass die Bücherei zeitweise geschlossen werden musste. Das Bedürfnis wieder ein Buch zu lesen war enorm, lenkte es doch von den täglichen Problemen ein wenig ab.

Das Provisorium im Museum dauerte bis September 1962. Nach fast 20 Jahren bekam die Bücherei in dem vom Stadthochbauamt geplanten und gebauten Gebäude am Theaterplatz wieder ein eigenes Domizil. Es war geplant, dass hier ein maximaler Buchbestand von ca. 90.000 Bänden vorrätig gehalten werden sollte. Das Leistungsspektrum wurde von 1970 bis 2011 durch einen Bücherbus erweitert.

Stadtbücherei, Innenansicht 1970. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 4812-15483
Stadtbücherei, Innenansicht 1970. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 4812-15483

Keiner rechnete damit, wie schnell diese Fassungsgrenzen des neuen Hauses durch wachsende Bestände gesprengt wurden. Hinzu kamen neue Medien, durch die CDs, Videos und auch öffentlich zugängliches Internet neben dem klassischen Buch angeboten werden konnte. Es wurde immer enger in den Räumen, letztendlich verwaltete die Stadtbücherei in dem alten Gebäude allein 190.000 Medien und hatte pro Jahr über 200.000 Besucher. Ein neues Gebäude wurde nötig.

Nach langen Diskussionen in den politischen Gremien und der daraus resultierenden Ausschreibung übernahm die Architektengemeinschaft HPP/Berten aus Düsseldorf die Planung. Für die Innenarchitektur wurde das Büro UKW aus Krefeld beauftragt. 2006 wurde der Neubau in Angriff genommen. Die Stadtbücherei bezog ein Übergangsquartier in dem Bleichpfad-Hochhaus an der Steckendorfer Straße. Das alte Gebäude wurde daraufhin abgerissen und das neue viergeschossige Gebäude der Mediothek entstand an seiner Stelle. Funktion und Ästhetik wurden in dem am 1. April 2008 eröffneten Neubau erfolgreich miteinander verbunden. So entstand ein mustergültig durchgeplantes Domizil für Bücher und digitale Medien, dem auch überregionale Anerkennung zuteil wurde.

Elisabeth Kremers

Weitere Informationen:
Katrin Hufschmid und Helmut Schroers: »Ist dieses Bauwerk wirklich real? Neueröffnung der Krefelder Stadtbücherei«. In »Die Heimat«, Krefelder Jahrbuch, Band 78/2008, S. 43 ff