Günter Behnischs Haus in Krefeld
Krefeld kann sich eines Hauses rühmen, dessen Architekt Günter Behnisch heißt. Längst harrt das Gebäude dieses außerordentlichen Baumeisters einer Neubewertung im Umfeld der City-Attraktivierung: Wie kann die bauliche Umgebung verändert werden, wie kann der Behnisch-Bau endlich »Platz nehmen«? Der besondere Charme des Gebäudes – seine Transparenz und Leichtigkeit – würde sich vermutlich ungleich besser entfalten, wenn die Verantwortlichen beherzt die Umgestaltung seines Umfelds ins Auge fassten.
Der Krefelder Architekt und emeritierte Professor der Kunstakademie Düsseldorf, Ernst J. Althoff, hat wiederholt auf diese Problematik und die Notwendigkeit ansehnlicher Stadtquartiere hingewiesen. »Eine Belebung des Gesamtgebietes zwischen Rheinstraße und Dreikönigenstraße«, so Althoff, »kann nur durch eine Attraktivierung der Ost-West-Verbindungen (zwischen Hochstraße und Ostwall) erreicht werden.« Passagen und Überdachungen stellten nur eine von vielen Möglichkeiten dar. Sollte dieser Bereich als Umweltzone ausgewiesen werden, sei Fahrzeugen mit grüner Plakette zweistündiges kostenfreies Parken in den Parkhäusern einzuräumen.Und Althoff weiter: »Das Behnisch-Haus ist eine begehbare Skulptur und sollte in unserer an Kunstwerken armen Stadt entsprechend gewürdigt werden!«
Günter Behnisch hat wie kein anderer die Baukultur des jungen West-Deutschland geprägt, das in seinem Entwurf für das Münchener Olympiastadion einen gültigen Ausdruck fand: Freiheit atmend und anmutig das offene, geschwungene Zeltdach mit einer Fläche von 75 000 Quadratmetern. Die Welt sah 1972 auf ein Land, das mit den steinernen Monstrositäten der NS-Diktatur nichts mehr zu tun hatte, sondern demokratisch und offen war. Gemeinsam mit Frei Otto und dem Landschaftsarchitekten Günther Grzimek hatte Behnisch eine architektonische Ikone geschaffen. Sein Kommentar: »Das war ja die Kunst, unter größten Zwängen etwas Ungezwungen zu bauen.«
1973 gewann Behnisch den Architekturwettbewerb zum Neubau des Bonner Bundestags, der dann erst 14 Jahre später in reduzierter Form verwirklicht wurde. Die politischen Geschehnisse überrollten das Projekt, erst 1992 wurde der Plenarsaal eingeweiht. Mit der alten und neuen Hauptstadt Berlin konnte Behnisch sich nicht anfreunden. Mit einer Ausnahme: Er schuf den Neubau der Akademie der Künste am Pariser Platz. Gegen die historisierenden massiven Steinfassaden der neuen Mitte, etwa eines Hotels Adlon, setzte er einen Glaskasten. »Wir wollten schon gar keine Assoziationen an die Großkotzigkeit der Hitler-Architektur und der wilhelminischen Architektur wecken«, so der eingefleischte Modernist, der sich immer treu blieb.
Irmgard Bernrieder