Schauspiel unterm Kupferhut

1949 diskutierte der Stadtrat über den Wiederaufbau des Stadttheaters und der Stadthalle, die bei Bombenangriffen in Schutt und Asche gefallen waren, und erwog auch deren Zusammenlegung (siehe auch: »Von der Stadthalle zum Seidenweberhaus«).

Das Stadttheater am Theaterplatz, gebaut nach einem Entwurf von Prof. Graubner, Hannover, Eröffnung 1963. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 13672-15038/8
Das Stadttheater am Theaterplatz, gebaut nach einem Entwurf von Prof. Graubner, Hannover, Eröffnung 1963. Foto: Stadtarchiv Krefeld, Fotobestand, Objekt-Nr. 13672-15038/8

Im gleichen Jahr erhielt der Krefelder Architekt Eugen Bertrand den Auftrag, unter Einbeziehung der vorhandenen Grundmauern einen provisorischen, ausbaufähigen Theaterneubau zu planen und auszuführen.

Verantwortlich für den Umbau 1963 zeichnet Gerhard Graubner. Mit seinem einzigartigen rechteckigen Kupferhut und der verspielt geometrisch gegliederten, farbigen Glasfassade stellt der Bau ein Kleinod der Nachkriegsmoderne dar, dessen Interieur mit Detailreichtum besticht.

Der Vorhang des umgestalteten Theaters hob sich am 12. Januar 1963 zum ersten Mal. Die Renovierung des Graubner-Baus (für 9,5 Millionen Euro) dauerte zwei Spielzeiten und war im September 2009 abgeschlossen. Heute finden 726 Zuschauer Platz.

In der ehemaligen Krefelder Tapetenfabrik Heeder ist die Krefelder Studiobühne mit 107 Plätzen beheimatet. Auch der Jugendclub des Theaters hat hier seinen Standort.

Fein abwägendes künstlerisches Kalkül bescheinigte Martin Frese, Feuilletonredakteur der Rheinischen Post, Robert Satanowski. Dieser erfahrene Theatermann hatte miterlebt, dass dem gewohnten Repertoire so gut wie keine überörtlicheAufmerksamkeit zuteil wurde und sich deshalb auf die Inszenierung selten aufgeführter Stücke verlegt, ohne dabei das Publikum zu überfordern. Sprich, er hielt auch die Theatergemeinschaften in den beiden Städten Krefeld und Mönchengladbach bei der Stange. Diese Strategie kann wohl auf alle in Krefeld wirkenden künstlerischen Köpfe jener Jahrzehnte übertragen werden, unabhängig davon, ob sie am Schauspiel oder im Orchester wirkten.

Generalintendanten seit 1950
1950 bis 1959 – Erich Schumacher
1958 bis 1966 – Herbert Decker
1966 bis 1984 – Joachim Fontheim
1985 bis 1990 – Eike Gramss
1991 bis 1996 – Wolfgang Gropper
1996 bis 2010 – Jens Pesel
seit 2010/2011 – Michael Grosse

Bekannte Schauspieler im Ensemble im Laufe der Spielzeiten:
Hans-Michael Rehberg (2. April 1938) startete seine Karriere in Krefeld. Ulrich Matthes (9. Mai 1959, in Berlin) hatte sein erstes festes Engagement in Krefeld.
Gottfried John (* 29. August 1942 in Berlin, † 1. September 2014) stand 1965 auf der Krefelder Bühne. Matthias Brandt (7. Oktober 1961)

Übrigens:
Krefeld zählt zu den wenigen Städten im Rheinland, die schon vor 1800 ein Theater besaßen. Im Komödienhaus an der Lutherischen Kirchstraße fanden Aufführungen der Doblerschen und der Waeserschen Schauspieltruppe statt, auf deren Spielplänen überwiegend französische Lustspiele standen.

Irmgard Bernrieder

Weitere Informationen beim Theater Krefeld/Mönchengladbach