Licht und Bewegung als Standbeine des Lebens
Als sich 1957 unter dem Motto »ZERO« Heinz Mack (geb. 1931), Otto Piene (1928 bis 2014) und später auch Günther Uecker (geb. 1930) zu einer Gruppe von Künstlern zusammenschlossen, war nicht abzusehen, dass ihre Werke später einmal einen so besonderen Stellenwert in der aktuellen Kunst haben werden. Denn die Idee, Licht und Bewegung als Standbeine des Lebens in ihrer geradezu greifbaren Erscheinung erfahrbar werden zu lassen, war zu Zeiten der Pop Art und jeder Form figürlicher Kunst so fremd und ungewohnt immateriell, dass die Künstler tatsächlich bei ZERO, also Null, anfangen mussten – und wollten. Tatsächlich aber faszinieren die Arbeiten der ZERO-Gruppe bis heute durch ihre enorme Intensität, zumal dann, wenn sich Licht und Bewegung als dynamische Schwingungen im Raum regelrecht zu materialisieren scheinen. Daher erstaunt es nicht, dass insbesondere auch Heinz Mack seit vielen Jahren mit zahlreichen Skulpturen im öffentlichen Raum oder im Rahmen von Kunst am/im Bau vertreten ist, beispielsweise mit gleich zwei Skulpturen im 1989 fertiggestellten Neubau der Sparkasse Krefeld am Ostwall.
Hier wird das Zentrum der Kundenhalle von einer großen Bronze-Glas-Skulptur markiert, die von der Spitze der gläsernen Prismenkuppel aus in den Luftraum der Halle »hineinstrahlt«. Der leuchtende Glanz der Arbeit resultiert dabei nicht aus integrierten Lampen, sondern basiert allein auf den Reflektionen des Tages-/Sonnenlichtes auf den vier gekreuzten halbkreisförmigen Flügeln, die als Ganzes die Anmutung einer gewaltigen Kugel vermitteln. Dank aufwendiger und unterschiedlicher Beschichtungen der vier Glasflächen (eine davon vollständig mit polierter Bronze beklebt) erzielt Mack ein variationsreiches Lichtspiel, das der tatsächlichen Materialität der schweren Arbeit (Gewicht 1,5 Tonnen) mit der größtmöglichen Leichtigkeit des Lichtes antwortet. Gesteigert wird dieser Eindruck zumal dann, wenn die schillernden Reflexe durch langsame Drehung der Lichtskulptur von der Decke aus den gesamten Raum durchziehen. Nicht unähnlich erscheint die Wirkung der zweiten Skulptur von Heinz Mack, dem »Bronze-Pfeiler«, der sich seit 1991 vom Zentrum der angrenzenden Kundenhalle aus auf elf Meter in die Höhe des Raumes schraubt. Auch diese Arbeit spielt mit dem durch die Glaskuppel fallenden Licht, das sich auf den polierten Oberflächen der Bronze bündelt.
Doch im Gegensatz zu dem von Mack auch als »kleine Sonne« bezeichneten Spiegelrotor nebenan, folgen die Reflexe des Lichtes hier der in sich um 270 Grad verdrehten und langsam drehenden Skulptur »wie ein Korkenzieher oder Bohrer« in die Höhe, woraus, wie Peter Bauland (Sparkasse Krefeld) erkennt, eine optische »Konzentration des Raumes« resultiert. Beeindruckend ist dabei nicht zuletzt die Technik des Bronze-Gusses, die es erlaubt, der 11 Meter hohen und zudem noch drehbar gelagerten Stele mit nur 40 × 40 cm Standfläche auf einem bronzenen Sockel von 2,80 Meter Durchmesser festen Halt zu gewähren. Schade ist nur, dass die so majestätische Raumskulptur inzwischen durch die umgebenden Requisiten des täglichen Verkaufsgeschäftes ein wenig an Würde verloren hat.
Werkangabe:
Heinz Mack, Bronze-Glas-Skulptur, 1989, Sparkasse Krefeld, Ostwall. Foto: Sparkasse Krefeld
Christian Krausch