9. März bis 21. Mai 2023

»650 Jahre Krefeld« – Mauga Houba-Hausherr trifft auf Agnes Kaiser bei »Streifzüge durch Krefeld« // Im Rahmen des Stadtjubiläums präsentieren die Museen Burg Linn die Sonderausstellung »Streifzüge durch Krefeld« der Krefelder Künstlerin Manga Houba-Hausherr, die sich mit ihrer Arbeit auf die Spuren der Künstlerin Agnes Kaiser begibt.
Über die Künstlerin Agnes Kaiser (1865 – 1931) und ihr Leben ist kaum etwas bekannt. Ihr Schaffen in Krefeld wäre wohl gänzlich in Vergessenheit geraten, existierte nicht eine Reihe von Stadtansichten, die sie zwischen 1905 und 1919 malte und zeichnete. Einige sind historisierende Darstellungen, die womöglich auf fremden Vorlagen beruhen und gegebenenfalls fantasievoll ergänzt wurden. Die meisten Bilder zeigen Gebäude vom Bauernhof über Stadthäuser bis zur Burgruine in Linn, die einen außergewöhnlichen künstlerischen Beitrag zur Stadtgeschichte bilden. Zuletzt wurden Arbeiten aus Kaisers Krefelder Werk 1982 im Museum Burg Linn ausgestellt. 

»Streifzüge durch Krefeld«: Die Künstlerin Mauga Houba-Hausherr, 1963 in Katowice (Polen) geboren und in Krefeld unter Mauga bekannt, begab sich anhand der vorhandenen Bilder von Kaiser auf deren Spuren durch die Stadt und interpretierte die alten Ansichten mit einer Vielzahl an eigenen Arbeiten. In der Ausstellungshalle an der Rheinbabenstraße treffen die sehr farbigen Werke von Mauga auf die dokumentarisch wirkenden Arbeiten von Agnes Kaiser, die zum Ende der Kaiserzeit und zu Beginn der Weimarer Republik entstanden. Mit spitzer Feder zeichnete Kaiser beispielsweise die Häuser der wohlhabenden Textilfabrikantenfamilien an der Friedrichstraße. Diese ergänzte sie mit Detailstudien von Fassadenbereichen der prächtigen Gebäude, von denen heute nur nach das Haus Floh an der Ecke Carl-Wilhelm-Straße steht. Alles andere zwischen Rheinstraße und Friedrichsplatz wurde im Zweiten Weltkrieg oder danach zerstört oder abgerissen. Die Faszination der Bilderreihe von Agnes Kaiser mag genau darin liegen, dass sie diese Schönheit des Stadtbildes konservierte. 
Die Gefährdung dieser Schönheit scheint auch die eigentliche Motivation des Auftrages an Kaiser gewesen zu sein – manche Quellen nennen hier den Museumsverein, andere die Stadt als Auftraggeber. Zu ihrer Ausstellung »Alte Crefelder Häuser« im Kaiser Wilhelm Museum (März 1913) erschien ein »Flugblatt«, in dessen Vorwort stand: »Das Stadtbild Crefelds erneuert sich von Jahr zu Jahr. Das Alte muss weichen, um neuen Straßenanlagen und Gebäuden Platz zu machen. Es werden nicht mehr viele Generationen vergehen, bis von dem alten Crefeld nichts mehr vorhanden ist. Es ist eine ernste Pflicht, die alten Häuser, welche dem Abbruch verfallen, wenigstens im Bilde für die Nachwelt festzuhalten.« 

Im gewissen Sinne folgt Mauga mit ihren Gemälden auch hier ihrem Vorbild. Ihre Ansichten zeigen ebenso einen Istzustand der Stadt. »Beide sind Chronistinnen ihrer Zeit«, sagt Museumsleiter Dr. Boris Burandt. Maugas Arbeiten sind jedoch nicht dokumentarisch wie die Bilder und Szenen von Kaiser, sondern muten eher expressionistisch an. Sie halten vielmehr die Stimmung eines Momentes, eine Atmosphäre, ein Gefühl eines Ortes fest. Diese verschiedenartige Umsetzung von Motiven gegenüberzustellen gelingt unter anderem mit den Abbildungen der Burg Linn: Die romantischen Winkel der Burgruine treffen auf farbgewaltige Zitate oder Ausschnitte der Vorbilder, die eher kleinformatigen, gegenständliche Werke Kaisers auf Maugas wuchtige Gemäldewand mit teils verwischten, verschwommenen Darstellungen. 

Die Kaiser-Bilder befinden sich heute zum größten Teil im Museum Burg Linn, einige bewahren die Kunstmuseen Krefeld in ihrem Bestand auf, die mit drei Leihgaben vertreten sind. Die im Vergleich kleine Auswahl der historischen Bilder finden die Besucher links und rechts in der Ausstellungshalle platziert. Aus einer nicht näher bestimmbaren Anzahl der in den vergangenen Jahren entstandenen Bilder traf Mauga ihre vom Motiv und Gefühl bestimmte reichliche Auswahl. »Wir haben die Bilder nicht 1:1 aufgehängt. Man muss den Gegenpart in der Ausstellung suchen«, sagt Dr. Christoph Dautermann, stellvertretender Museumsleiter. 

Dauer der Ausstellung: 9. März – 21.Mai 2023

Außerhalb des Museums werben stadtweit zehn mit Mauga-Motiven komplett beklebte Litfaßsäulen zusätzlich für die Ausstellung.

Zur Ausstellung ist das Buch »Streifzüge durch Krefeld. Mauga Houba-Hausherr auf den Spuren von Agnes Kaiser« erschienen // Texte: Petra Diederichs // Herausgeberin: Kulturstiftung der Sparkasse // Kosten: 24,95 € // ausschließlich erhältlich in den Museen Burg Linn
Der Erlös geht an den Verein Freunde der Museen Burg Linn e.V.

Kinder und Jugendliche bis 18 Jahren haben in alle Krefelder Museen kostenfreien Eintritt. Ab sofort können sich zudem Schulklassen und Kita-Gruppen für eine kostenfreie Nutzung der Busse und Straßenbahnen der SWK Mobil zu Kultureinrichtungen und kulturellen Veranstaltungen anmelden. Weitere Informationen gibt es in den Krefelder Kultureinrichtungen. 

Rheinbabenstraße 85, 47809, Krefeld
02151 155390