Der Verein Kunst und Krefeld zeigt Arbeiten von Jürgen Heckmanns // Alte Post // Ohne sein Engagement gebe es den Ausstellungsort in der Alten Post an der Steinstraße heute vielleicht gar nicht mehr. Der Künstler Jürgen Heckmanns (1939 – 2019) wohnte mit seiner Familie von 1969 bis 1973 in dem markanten Gebäude vis-a-vis der Kirche St. Josef. Er setzte sich mit anderen für den Erhalt als Wohn- und Bürgerhaus ein. In dieser Zeit lehrte Heckmanns als Kunsterzieher am Fichte-Gymnasium und engagierte sich bei der Bürgerinitiative Rund um St. Josef. Nun kehrt Jürgen Heckmanns als Künstler in die Alte Post zurück. Der Verein Kunst und Krefeld zeigt dort seit dem 12. Februar 2023 die Ausstellung »Papier dreidimensional«.
Die Obsession für Papier dominiert das Werk von Jürgen Heckmanns:
Seit den 1960er-Jahren, als viele neue, oft ›ärmliche‹ Werkstoffe in die Räume der Kunst Einzug hielten, setzen Künstler nahezu jedes Material wie selbstverständlich ein – eben auch Papier. Die Obsession für »Papier« dominiert das Werk von Jürgen Heckmanns. Das verblüffende Spiel mit dem Material irritiert, überrascht und erstaunt den Betrachter. In Wirklichkeit Leichtes wirkt schwer, scheinbar Stabiles ist anfällig. »Gerade die Labilität ist für mich ein wichtiges Moment der Skulptur«, sagte Heckmanns einmal in einem Filmbeitrag. Sie habe die Kraft zu stehen, aber gleichzeitig auch die Möglichkeit, fallen zu dürfen, um dann in veränderter Position eine neue Möglichkeit zu erzählen. Um diese Option zu schaffen, befestige Heckmanns Objekte häufig nur mit einer Stecknadel.
Das Papier wird zum Impulsgeber für Umwandlungsprozesse: Falten, Knicken, Drehen, Verkleben, Schichten. Das Material erhält auf die Weise eine neue Form. So schafft Heckmanns Leitern aus Papier, die jedoch ihrer Funktionsidee völlig entfremdet sind. Diese stellt, legt und verbindet er in einer scheinbar nicht enden wollenden Performance. Die temporären Konstrukte lässt schon ein sachter Windstoß oder eine Berührung in sich zusammenfallen, woraus für Heckmanns dann ein neuer Ausgangspunkt entsteht. Dem Fragilen stehen flächige, scheinbar aus einem harten, schweren Material entstandene Reliefarbeiten gegenüber, die wie Satellitenbilder auf den Betrachter wirken können, der aus der Höhe auf von der Tektonik geformte Landschaften und Gebirge blickt. Die in der Alten Post ausgestellten Figuren von Heckmanns sehen aus wie groteske Wesen, die an die Skulpturen des Schweizer Bildhauers Alberto Giacometti (1901 – 1966) erinnern. Die Wesen haben extrem lange und schlanke Körper. Sie könnten auch als mythische Gestalten des asiatischen Wayang-Schattenpuppentheaters eine furchteinflößende Rolle spielen.
Öffnungszeiten: mittwochs + donnerstags 15.00 – 18.00 Uhr // sonntags 15.00 – 17.00 Uhr
Weitere Besuchstermine können telefonisch vereinbart werden unter: 02151 – 36 98 637
Ausstellung »Papier dreidimensional« – Jürgen Heckmanns
12. Februar bis 26. März 2023