Musik mit Lochkarten und Walzen: Die mechanischen Musikinstrumente auf Burg Linn

Mechanisches Musikinstrument aus der Sammlung Burg Linn, Krefeld. Foto: Ralf Janowski
Mechanisches Musikinstrument aus der Sammlung Burg Linn, Krefeld. Foto: Ralf Janowski

Im Jagdschloss der Burg Linn befindet sich eine Sammlung besonderer Musikinstrumente. In einem der Räume trommelt und pfeift es, sobald die Kurbel gedreht wird oder der »Groschen im Kasten« die Mechanik auslöst.

Die Sammlung der mechanischen Musikinstrumente geht auf eine zufällige Entdeckung zurück. Vor ca. 32 Jahren hatte man in einer niederrheinischen Kneipe ein »Orchestrion« entdeckt, ein Instrument, das nach Einwurf eines »Groschens« u.a. »la Paloma« spielte, einen Evergreen zur Unterhaltung des Publikums, und es für »fast geschenkt« gekauft. Das Instrument von der Größe eines Schrankes hat nicht nur eine Metallplatte mit genau angeordneten Löchern und Stiften zur Verfügung, je nach Wunsch kann ein anderer »Schlager« aufgelegt werden. In einer anderen Ecke des Raumes klingt ein Marsch aus einem Leierkasten, sobald man die Kurbel dreht (was durchaus schweißtreibend sein kann), und gleich daneben tönt aus einem französischen Exemplar die »Marseillaise«, wieder ein anderes Instrument erzeugt mit Blasebalg und Stiften ein uraltes Hamburger Schifferlied.

Lauter musikerzeugende Instrumente aus den Jahren 1870, 1875, 1905 bevölkern den Raum. Drehorgeln hatten Rollen zum Transport, wenn sie von einem Spieler der heimatlichen Stadt benutzt wurden, andere, aus anderen Orten mussten die schweren Stücke auf dem Rücken tragen. Im 19. Jahrhundert bekamen Kriegsversehrte eine Drehorgel, um auf Jahrmärkten und Markplätzen ihre Rente zu verdienen! Auf den Lochkarten sind Musikstücke eingestanzt, die durch mechanisches Abtasten erklingen, sie sind ein Spiegel der »Hits« der Zeit um 1900.

Ein besonderes Exemplar ist der sich drehende Christbaumständer, zu »Stille Nacht, Heilige Nacht« tanzt der Christbaum. Ist Weihnachten vorbei, kann man eine Puppe tanzen lassen.

Dann wird das Grammophon erfunden, und die Zeit dieser Unterhaltung ist vorbei.

Die Sammlung wird vom Förderverein Freunde der Museen Burg Linn e.V. getragen und betreut. Ehrenamtliche Helfer führen die Instrumente vor und öffnen so ein »Hör-Fenster« in die musikalische Unterhaltungswelt vor Schallplatte, CD und Apps.

Ute Büchter-Römer